Der Erbschein ist für viele Erben ein notwendiger Schritt, um ihr Erbe anzutreten. Doch bei der Beantragung eines Erbscheins entstehen oft nicht nur bürokratische Hürden, sondern auch nicht unerhebliche Kosten. Diese Kosten sind nicht immer zu vermeiden, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Erbschein Kosten vermeiden oder zumindest reduzieren können. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie bei der Beantragung eines Erbscheins geschickt vorgehen, um unnötige Kosten zu vermeiden.
Was ist ein Erbschein und warum ist er wichtig?
Der Erbschein ist ein offizielles Dokument, das von einem Nachlassgericht ausgestellt wird und den Erben als rechtmäßigen Erben eines Verstorbenen ausweist. Er wird benötigt, um das Erbe zu verwalten, insbesondere wenn das Erbe aus Immobilien, Bankkonten oder anderen Vermögenswerten besteht, die auf den Erben übertragen werden müssen. Der Erbschein dient also als Nachweis dafür, dass jemand tatsächlich berechtigt ist, über das Erbe zu verfügen.
Der Erbschein ist nicht immer erforderlich. Er wird in der Regel nur dann verlangt, wenn es keine eindeutige und verbindliche Regelung der Erbfolge gibt – beispielsweise durch ein Testament oder einen Erbvertrag – oder wenn Dritte, wie Banken oder Immobilienunternehmen, einen Erbschein als Nachweis des Erbrechts verlangen.
Wie hoch sind die Erbschein Kosten?
Die Kosten für einen Erbschein variieren je nach Wert des Nachlasses und den jeweiligen Gebührenordnungen der Bundesländer. Grundsätzlich richten sich die Kosten nach dem sogenannten “Wert des Nachlasses”, also dem Gesamtwert des Erbes. Je höher der Wert des Nachlasses, desto höher sind in der Regel auch die Kosten für den Erbschein. Diese Kosten setzen sich aus Gerichtsgebühren und, in einigen Fällen, aus zusätzlichen Verwaltungsgebühren zusammen.
Die Gebühren für einen Erbschein werden nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG) berechnet und können von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein. Grob gesagt, liegt die Gebühr für einen Erbschein zwischen 0,5 % und 1 % des Nachlasswertes, wobei der Mindestbetrag in der Regel bei rund 50 Euro liegt.
Beispiel: Wenn der Wert des Nachlasses bei 100.000 Euro liegt, können die Erbschein Kosten etwa 500 bis 1.000 Euro betragen. Dies ist ein nicht unerheblicher Betrag, der gerade in komplexeren Erbschaftsfällen schnell eine Belastung darstellen kann.
Wie kann man Erbschein Kosten Vermeiden oder Reduzieren?
Es gibt verschiedene Strategien, wie Sie die Erbschein Kosten vermeiden oder zumindest reduzieren können. Hier einige praktische Tipps:
1. Überprüfung der Erbfolge durch ein Testament
Wenn der Verstorbene ein Testament hinterlassen hat, das die Erbfolge eindeutig regelt, kann dies die Notwendigkeit eines Erbscheins unter Umständen überflüssig machen. In solchen Fällen reicht es oftmals aus, das Testament beim Nachlassgericht einzureichen, und das Gericht kann die Erbfolge bestätigen, ohne dass ein Erbschein beantragt werden muss.
Tipp: Falls Sie als Erbe ein Testament finden, prüfen Sie, ob es von einem Notar oder einem Rechtsanwalt verfasst wurde. Solche Testamente haben oft eine höhere Beweiskraft und vereinfachen den Nachlassprozess.
2. Erbvertrag als Alternative zum Erbschein
Ein Erbvertrag, der notariell beurkundet wird, kann eine noch klarere Lösung darstellen als ein Testament. In einem Erbvertrag wird die Erbfolge verbindlich festgelegt, und es entstehen weniger Streitigkeiten über das Erbe. Auch in diesem Fall kann es sein, dass der Erbschein nicht erforderlich ist, wenn die Erbfolge eindeutig geregelt ist und keine weiteren Nachweise erforderlich sind.

3. Vereinfachtes Verfahren nach § 2353 BGB
In einigen Fällen kann es möglich sein, ein vereinfachtes Verfahren zur Erteilung des Erbscheins zu nutzen. Wenn der Erbe dem Nachlassgericht nachweisen kann, dass die Erbfolge unstreitig ist und keine größeren Erbschaftsprobleme bestehen, kann das Gericht auf die Ausstellung eines Erbscheins verzichten oder eine vereinfachte Form des Erbscheins erteilen.
Ein vereinfachtes Verfahren kann dazu führen, dass die Kosten niedriger sind und der Erbschein schneller ausgestellt wird. Hierfür muss allerdings eine Erklärung abgegeben werden, dass die Erbfolge keine weiteren Fragen aufwirft.
4. Kosten sparen durch die Eigenvertretung
Es ist nicht zwingend erforderlich, für die Beantragung eines Erbscheins einen Anwalt oder Notar zu beauftragen. In vielen Fällen können die Erben den Erbschein selbst beim Nachlassgericht beantragen, wodurch die Notarkosten gespart werden können. Die Antragsstellung beim Nachlassgericht erfolgt meist direkt bei dem Amtsgericht, das für den Bezirk zuständig ist, in dem der Verstorbene zuletzt gewohnt hat.
Tipp: Es ist ratsam, sich vorher gut über die genauen Anforderungen und Unterlagen zu informieren, die für den Antrag notwendig sind. Diese finden Sie meist auf der Website des zuständigen Gerichts.
5. Erbschein nur bei Bedarf beantragen
Wenn Sie sich unsicher sind, ob ein Erbschein tatsächlich notwendig ist, sollten Sie sich überlegen, ob der Aufwand und die Kosten gerechtfertigt sind. In manchen Fällen kann es sein, dass der Erbschein nur für bestimmte Vermögenswerte benötigt wird. Falls Sie z. B. keine Immobilien oder Bankkonten zu verwalten haben, können Sie möglicherweise auf die Beantragung des Erbscheins verzichten.
6. Vorab eine notarielle Erbenerklärung einholen
In einigen Fällen, besonders wenn es keine strittigen Fragen gibt, kann eine notarielle Erbenerklärung ausreichend sein, um das Erbe zu regeln. In dieser Erklärung bestätigen die Erben, dass sie den Nachlass antreten wollen und dass es keine weiteren Ansprüche gibt. Diese Erklärung kann eine günstige Alternative zum Erbschein darstellen und hat ebenfalls eine hohe rechtliche Verbindlichkeit.
Fazit: Erbschein Kosten Vermeiden – Die besten Tipps
Die Erbschein Kosten sind in der Tat ein wichtiger Faktor, der bei der Nachlassregelung beachtet werden sollte. Durch die richtige Planung und Vorbereitung können Sie die Kosten für den Erbschein vermeiden oder zumindest reduzieren. Prüfen Sie, ob ein Testament oder Erbvertrag vorliegt, erwägen Sie eine notarielle Erbenerklärung und lassen Sie sich von einem Fachanwalt oder Notar beraten, wenn Unsicherheiten bestehen.
Am Ende hängt die Höhe der Erbschein Kosten jedoch von der Komplexität des Erbes und den rechtlichen Anforderungen ab. Mit der richtigen Strategie können Sie jedoch vermeiden, unnötige Ausgaben zu verursachen und den Nachlass schnell und effizient regeln.